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Führerstandsfahrt Gotthard Teil I



Von Basel SBB Rbf
 nach Chiasso Smistamento mit Re 4/4 170 "Brig-Glis", am Haken den GK 40399 Milchzug Bettembourg - Lodi



Glücklicherweise hatte ich ebenfalls die Gelegenheit, nachdem ich über die Lötschberg/Simplonstrecke fahren durfte ebenfalls über die legendäre Gotthardroute zu fahren. Es hat terminlich auf den letzten Drücker hin gereicht. Allerdings wollte das Wetter nicht mitspielen. Ich zitiere mal meine Mitbewohnerin: "Des isch de Summer in Bern"...

Also gings im strömenden Regen um halb fünf zu Fuss zum Bahnhof (der Spät-/Frühverkehr (Tram/Bus) zwischen Mitternacht und 5 Uhr war nicht so prickelnd...).

Ab Muttenz gings dann im Taxi zum Bahnhof.. dem Taxifahrer war zwischen all den Güterwagen nichtmehr wohl.
Nach einigen kleinen Schwierigkeiten gings dann auch los in Richtung Erstfeld.

Die Strecke steigt mehr und mehr an und schon auf den ersten Kilometern gibt es dort recht heftige Stellen für unseren knapp 1600 t schweren Zug und die beiden braunen Re 4/4.

Früh in Basel standen wir zu dritt: Neben dem Milchzug stand auch eine SBB Re 484 Doppeltraktion mit Hupac Köln - Gallarate (wo bei deren Ausfahrt über die Weichenverbindung herrlich das ganze Regenwasser von den Wechselbehältern und Sattelaufliegern ins Gleisbett schwappte) sowie der Winner dort. Beide fuhren vor uns los.
Doch bei Immensee durften wir am Winner vorbei. Zugstau bis Erstfeld.


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Arth-Goldau war auch schon voll und wir mussten in Brunnen für 20 Minuten an den Rand. Grund waren Bauarbeiten (Blockverdichtung Rotkreuz - Arth-Goldau sowie weiter gen Erstfeld, vorarbeiten zu ETCS usw. für den GBT).

Ein Tunnel bei Flüelen:


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Nachdem wir bis Arth-Goldau schön am Zuger und von Brunnen bis Flüelen am Vierwaldstetter See entlang fuhren gings dann auf Erstfeld zu. Davor in Rynächt der Abzweig (Beschleunigugnsabschnitt) für den GBT und dessen Nordportal.

In Erstfeld hiess es wieder halten. Der Schieber musste ran und das Personal wurde gewechselt:


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Mit neuem Lokführer und verstärktem Power gings dann richtig schön bergauf, Bahnhof Erstfeld raus, an Silenen und Amsteg vorbei bis zum Bahnhof "Amsteg-Silenen" (kein Verkehrshalt mehr). Dort stand die SBB Historic Ae 6/6 mit ein paar Güterwagen und dem LRZ (Lösch- und Rettungszug). Zitat des Lokführers "Die Kinder von der SBB gehen mal wieder spielen"...

Hinter Amsteg kommen dann schon die ersten Tunnel: Der Windgällentunnel, dahinter die berühmte Chärstelenbachbrücke und wieder ein Tunnel, der Bristentunnel. Hat man diesen verlassen kommt man auf die (moderne) Intschireussbrücke (Reuss ist der Fluss an welchem sich die Gotthardbahn ab Flüelen entlangkämpft). 
Anschliessend gelangt man an der Kantonsstrasse entlang (war auch ein Motiv von mir) bis zum kurzen Intschitunnel, dahinter eine ehemalige Verkehrsstation (nur Haltepunkt). 
Wenige Meter weiter gelangt man Richtung Gurtnellen: Spurwechsel Zgraggen, Zgraggentalbrücke (Not-Fotostelle) und der gleichnamige Tunnel. Dahinter folgen einige weitere kurze Tunnel bis man zum ehemaligen Bahnhof Gurtnellen kommt. (Dieses Bild entstand noch vor dem Bahnhof)


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In Gurtnellen befindet sich dann hinter dem Bahnhof auch der erste Spiraltunnel (Pfaffensprung-Kehrtunnel). 
Man meint man ist oben angekommen, doch nur wenige Meter weiter ist man plötzlich "wieder unten"... Die einzelnen Tunnel erwähne ich jetzt nicht alle, es sind ettliche. In Wikipedia ist ein sehr ausführlicher Bericht, noch besser ist eine Fahrt 1. Klasse im IR nach Locarno (Panoramawagen versteht sich natürlich).

Man fährt Wassen entgegen und unterquert im Kirchbergtunnel sogar das weltberühmte Chileli vo Wasse. Anschliessend kommt der Wattinger Kehrtunnel.
Hier ein Blick zurück auf Höhe der sehr bekannten Wattinger Kurve kurz vor dem besagten Kehrtunnel:




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Anschliessend geht es schön am Hang entlang wieder Richtung Norden. Man durchquert dabei auch drei kleinere Tunnel ehe es dann im Leggistein-Kehrtunnel wieder gen Süden geht... nur um einiges höher. Man erkennt sofort "Mensch, hier war ich doch erst"... Ja, so ein Aufstieg kostet Zeit... dafür ist er auch sehr interessant und schön anzusehen.

Im Tiefflug geht es dann über Wassen, hier ein Blick auf die Wattinger Kurve nach unten:


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Ein paar Galerien gibt es auch sowie eine "übertunnelte" Brücke. Diese schützt vor häufig auftretenden Felssturzen und Hangrutschen und hat sich shcon ausgezahlt (Die Kantonsstrasse war unterbrochen).

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Gemächlich dröhnend geht es voran. Mal ein Blick zurück auf die ganze Milch aus dem Fenster:


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Auch der Bahnhof Wassen (nach Amsteg-Silenen und Gurtnellen) wird im Personenverkehr nicht mehr benützt. (Gurtnellen bin ich mir gerade nicht sicher, ob es dort noch Güterverkehr gibt).
Im Bahnhof Göschenen gibt es dagegen Güter- und Personenverkehr. Hier gibt es auch Anschluss zur Rhätischen Bahn nach Chur. Leider habe ich diesen Abschnitt ebenfalls noch nicht, Grund genug, wieder in die Schweiz zu fahren.

Eine der letzten beiden Swiss Express Re 4/4 kam uns im Bahnhof Göschenen mit einem IR aus Locarno entgegen ehe es dann in den Gotthardscheiteltunnel geht.


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In Airolo gelangt man wieder ans Tageslicht. Die Wetterlage auf der anderen Alpenseite ist immer interessant, leider war sie hier gleich wie im Norden auch.
Nach Airolo gelangt man durch den heute von einer S-Bahn genutzten Bahnhof Ambri-Piotta, danach nach Rodi-Fiesso.
Es geht nun wieder spürbar bergab und man gelangt auch wieder in die ersten Spiraltunnel. Zuerst der Freggio-Kehrtunnel, der sich in die entgegengesetzte Richtung zum Pfaffensprung-Kehrtunnel dreht und dahinter in den Prato-Spiraltunnel. Dieser dreht wiederum wie der erste im Uhrzeigersinn (in Fahrtrichtung).
Optisch wirken die Höhenunterschiede aber auf der Nordrampe bisher deutlich mehr. Diese sind eher "zwischen Felsen versteckt" (oder wie ich das am blödsten ausdrücken soll...).

Am Broscerinatunnel hat es wohl "finanziell" nur für eine Röhre gereicht, herrlich so eine Aufteilung der Strecke. So etwas gibt es bei Flüelen entlang dem Vierwaldstättersee viel ausgeprägter und grösser. Auch der nächste IR aus Locarno kam angerauscht:

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Faido und Lavorgo wird erreicht (letztere nur S-Bahn-Haltepunkt).
Dann das eigentliche Highlight der Südrampe: Die Schlaufen bei Biaschina:
Gleich zwei Kehrtunnel übereinander (etwas verschoben):
Hier im Bild (schon die zweite Ebene) sieht man rechts die weniger ansehliche Autobahnbrücke. In der obersten Ebene meint man fast, der Stromabnehmer müsste eigentlich noch hinter der Brücke liegen, so knapp wie diese unter besagter Brücke hindurchführt. Bei der zweiten Schlaufe ist man schon deutlich gesunken, die Brücke wirkt schon richtig gross, wie man es z.B. bei vielen Autobahntalbrücken oder auch z.B. Neubaustreckentalbrücken aus Deutschland kennt.

Unten ist die ehemalige Verkehrsstation Biaschina zu sehen, ein Wasserturm sollte hier auch mal gestanden haben.

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Unten angekommen durchfährt man den kleinen Ort und ehemaligen Haltepunkt Giornico mit seinen drei Kirchen und einem Unterwerk. Die Zugänge von der Brücke hinab auf die Perrons sind durch Absperrzäune dicht gemacht.

Bodio wird erreicht, das Südportal des längsten Tunnels der Welt.

Dahinter zweigt eine Verbindung zur Neubaustrecke vom GBT ab, die "Umfahrung Biasca".

Der Bahnhof von Biasca wirkt etwas schmuddelig. Viel Baustellengedöhns steht dort rum, das rosane Empfangsgebäude macht zudem (vor allem bei diesem Wetter) keinen einladenden Eindruck. 
Hinter dem Bahnhof auf der anderen Seite stehen noch teils uralte Fahrzeuge herum.

Doch eines ist hier sehr beeindruckend, und zwar der Wasserfall "Cascada di Santa Petronilla". Zwei Wasserfälle, die von weit oben herabstürzen und sich wenige Meter vor dem Auftreffen am Boden kreuzen:

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Weiter folgt die Strecke im Tal des Flusses Ticino (Tessin), der dem Kanton den Namen gab. Bellinzona wurde durchfahren, die heutige Hauptstadt vom Tessin mit ausgeprägtem Bahnhof.
2016 wird der Gotthardbasistunnel eröffnet, 2019 dann der Ceneribasistunnel.

Südlich von Bellinzona zweit in Giubiasco einmal die Strecke nach Cadenazzo ab (wo sie sich abermals aufteilt, eingleisig über Magadino-Vira nach Luino (I) sowie ebenfalls eingleisig nach Locarno (Kopfbahnhof)). Die ganzen Hupac-Züge (sowie Shuttlewise) fahren dieser Route entlang. Durch den dichten Güterverkehr gibt es nur einen Zweistundentakt (parallele Führung des Postautos verdichtet den Takt). Dies ist neben der Lötschberglinie heute der kürzeste Weg nach Gallarate. Es gibt zwar viele Ausweichmöglichkeiten, doch diese sind betrieblich derzeit nicht genutzt. Zudem sind diese auch sehr oft nur recht kurz.

Die andere Strecke führt via Monte Ceneri und Lugano weiter gen Grenzübergang Chiasso/Como. Bei Mendrisio zweigt eine ehemalige, heute noch als Industriebahn genutzte Strecke ab. Im Anschluss an diese wird heute auf italienischem Gebiet eine Neubaustrecke in Richtung Gallarate via Varese gebaut, die Arcisate Stabio, so dass die ganzen KV-Züge bald ebenfalls via Lugano nach Gallarate fahren. Dann erhält auch die letzte Strecke in der Schweiz ihren Stundentakt.

In Lugano wirkt alles sehr eng und steil. Es geht schön am Hang entlang Richtung Süden bis Melide. Hier werden gerade uralte Oberleitungsmasten durch neue ersetzt.
Anschliessend gelangt man über den Seedamm "Ponte di Melide" oder "Ponte Diga" nach Bissone. Auf der parallelen Autobahn war ein riesiger Stau der sich bis zur Grenze mindestens hinzog. Übrigens war er bei der Rückfahrt zwei Stunden später immer noch!


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In Bissone gibt es eine herrliche Kirche mit schönen Steinskulpturen direkt am Gleis.
Weiter ging es nach Capolago Riva San Vitale. Hier sind ebenfalls einige Bilder entstanden, wenn es auch vormittags eher beschissen lief. Dafür war es nachmittags recht gut und auch wenn es mit der Sprache nicht so klappte gab es ordentlich Unterhaltung. Sehr nette Leute dort.
Doch damals schien die Sonne, es war warm, überall waren Menschen (und Tiere)... hier war diesmal niemand... oder doch? Ein einzelner Fotograf stand dort. Im Bahnhof selbst stand ein weiterer, der zweite und letzte an diesem Tag. (Auf der Lötschberg-Fahrt gab es keinen einzigen). Übrigens sind im ehemaligen Fahrdienstleiterraum in Capolago einige Utensilien und Stelleinheiten der Fdl von früher zu sehen. War recht interessant.

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Über Mendrisio ging es weiter dem Ziel entgegen... ab Lugano regnete es in Strömen... nun gab es noch akustische und optische Begleitung mit Blitz und Donner...
Einfahrt nach Chiasso. Für meine Rückkehr war schon gesorgt, der Cemat-Zug stand schon dort. Er hatte kurz zuvor die Lok abgekuppelt.


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Anschliessend zeigte mir der Lokführer das Dienstgebäude, sagte mir wo ich den Aufenthaltsraum finden konnte und lies mich dann beim Manöver absteigen.
Schnell ging ich ins trockene Gebäude. 
Im Aufenthaltsraum hatte ich aber Ruhe. Über die ganze Mittagszeit war dieser nicht benützt. Ich stellte mich solange auf den Balkon ins Gewitter (überdacht) und wartete nebenbei, bis "meine" beiden Loks für den Heimweg eingetrudelt kamen:

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